Egolution

 

Phylome gab es schon immer.

Vor dem Beginn der Welt, vor dem Universum, vor der Zeit, einfach vor allem. Sie wusste wie alles begann, kannte jeden Krümel, jede Ecke aus dem Weltall.

Sie faszinierte einfach alles.

Doch als die Menschen entstanden, gab es für sie nichts Interessanteres. Sie war seit deren Anfang dabei und verfolgte ihre Entwicklung wie einen spannenden Film.

Sie sah ihnen zu, bis sie merkte, dass aus ihnen die gefährlichsten Raubtiere und die zerstörerischen Geschöpfe von allen geworden waren. Als Urmenschen hatten sie Phylome noch am besten gefallen.

 

Da waren sie noch wie all die anderen Kreaturen gewesen, die zu dieser Zeit die Erdkugel bevölkerten. Da gehörten sie noch zu dem üblichen Kreislauf „fressen und gefressen werden“. Da waren sie noch ein Stück Natur. Sie entwickelten sich weiter. Als Indianer und andere Naturvölker gefielen sie Phylome immer noch, da sie die Natur zu schätzen wussten.

 

Doch dann wurden sie immer besessener vom Reichtum der Erdschätze, von Macht und von dem unstillbaren Wissensdurst, und davon alles -das Universum, die Erde und vieles mehr- kennenzulernen, zu verstehen und zu nutzen. Alles ging einigermaßen gut.

 

Doch dann kam eine Zeit, die alles verändern sollte. Die Verschmutzung und die Rücksichtslosigkeit  auf ihrem wertvollen Planeten wurden unerträglich für Phylome. Wo waren die Menschen geblieben? Die richtigen Menschen, die im Einklang mit der Natur lebten, sich gegenseitig respektierten und mochten? Aus ihnen waren andere Geschöpfe geworden. Und deshalb beschloss Phylome, alles von vorn zu probieren.

 

Sie ließ die Menschen das Jahr zuende „leben“, dann zerstörte sie die Weltkugel. Aus einem der Trümmer bildete sie eine Neue und wartete auf die Menschen. Sie kamen. Und änderten sich nicht. Menschen können sich nicht verändern. Und trotz ihrer Unzufriedenheit hatte Phylome etwas gelernt. Menschen blieben Menschen, egal in welchem Zeitalter.

 

„Unmenschlichkeit“ gibt es nicht, denn jeder Mensch ist auch in schlimmen Dingen menschlich und in dieser Menschlichkeit entscheidet er, ob etwas gut oder schlecht ist, entscheidet über Leben und Tod. Und doch bleibt immer ein Stück Natur in jedem Menschen erhalten. „Mensch sein“, bedeutet ein Mensch zu sein, genau wie „Tier sein“ bedeutet, ein Tier zu sein.

 

Und daran konnte sogar Phylome nichts ändern.

 

Vielfalt eben, trotz „Egolution“.